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Die Magie des Porzellans

von Dorotheum Galerie · 31. Juli 2023

Porzellan ist in Europa ein vergleichsweise junges Material. 1709 vermeldete Johann Friedrich Böttger in Meißen die Erfindung des ersten europäischen Hartporzellans nach chinesischem Vorbild, wo die Porzellanerzeugung bereits in vorchristlicher Zeit entdeckt worden war, die Rezepturen aber jahrhundertelang geheim gehalten werden konnten.

Die zweitälteste Porzellanmanufaktur in Europa entstand 1718 in Wien und existierte als "Kaiserliche Manufaktur" bis 1864. Die heute bestehende „zweite“ Wiener Porzellanmanufaktur (nach ihrem Sitz im Park im heutigen zweiten Bezirk „Augarten“ genannt) nahm ihre Tätigkeit im Jahr 1923 auf.

Nach 1718 wurden überall in Europa Porzellanmanufakturen gegründet, sehr oft unter Mitwirkung der Meißner „Akanisten“ (nach dem lateinischen Begriff arkanum, der so viel wie Geheimnis bedeutet), die um die Methoden zur Erzeugung des begehrten „weißen Goldes“ wussten. So etwa im süddeutschen Nymphenburg (1747) oder im ungarischen Herend (1826). Spätestens um die Mitte des 19. Jahrhunderts trat Porzellan seinen Siegeszug an und avancierte zum nicht wegzudenkenden Alltagsmaterial in jedem Haushalt.

Allen industriellen Umwälzungen zum Trotz steht auch heute handgearbeitetes Porzellan hoch im Kurs. Was Service, Figuren, Zier- und Gebrauchsgegenstände betrifft, gilt die Vorliebe hierzulande den traditionsreichen Porzellanmarken Augarten, Herend und Meissen. Übrigens wird letztere Marke seit Jahrzehnten, im Gegensatz zur Schreibweise der sächsischen Kleinstadt Meißen, mit Doppel-S geschrieben, da das „scharfe“ S auf den internationalen Absatzmärkten kaum geläufig wäre!

Augarten - das traditionsreiche Porzellan aus Wien

An Augarten Porzellan scheiden sich die Geister – was die einen als etwas aus der Zeit gefallen empfinden, versetzt die anderen immer wieder von neuem in Entzücken. Jedoch gibt es wohl kaum jemanden, der nicht die wichtigen Dekore – allen voran Wiener Rose, Maria Theresia und Prinz Eugen – benennen, unterscheiden und angeben könnte, welche davon seinem persönlichen Geschmack entsprechen. Augarten ist eben aus der österreichischen Kultur nicht wegzudenken! Selbstverständlich wird auch das Tafelgeschirr für Staatsgäste im Hause Augarten gefertigt. Da die Preise von Porzellan aus Privatbesitz, so wie es im Dorotheum laufend angeboten wird, in Relation zum hohen handwerklichen und künstlerischen Aufwand der Erzeugung moderat sind, zeichnet sich gerade die Tendenz ab, im Haushalt vorhandene oder in der Familie vererbte Serviceteile mit Stücken aus Privatbesitz zu ergänzen, oder überhaupt mit dem Sammeln von Gegenständen des ebenso traditionsreichen wie immer wieder erstaunlich innovativen Porzellans zu beginnen.

14-teiliges Moccaservice im "Prinz Eugen" Dekor, Augarten Porzellan

Ungarisches Kulturerbe: Herend Porzellan

Die ungarische Porzellanmanufaktur Herend ist die älteste und größte Porzellanmanufaktur in Ungarn. Sie wurde 1826 im Ort Herend (ca. 200 km von Wien entfernt nördlich des Plattensees im Komitat Veszprem gelegen) gegründet. Unter Moritz Fischer (1799-1880), der mit Ergänzungen alter asiatischer und europäischer Speiseservice für den ungarischen Adel begann und später mit eigenen Kreationen auf den Weltausstellungen in Wien, London, New York und Paris auf sich aufmerksam machte, begann der Aufschwung der Manufaktur. Die prominenten Besteller der Zeit (etwa Königin Victoria, die Familien Rothschild, Apponyi und Waldstein) sind teilweise Namensgeber für heute noch hergestellte Dekore. 1948 wurde Herend verstaatlicht. Das kommunistische Regime ließ der Manufaktur relativ freie Hand, da sie sowohl wichtiger Devisenbringer als auch Vorzeigeunternehmen für das Land war. Seit 2001 firmiert die Manufaktur als „Ungarisches Kulturerbe“. Nicht zuletzt aufgrund der britischen Kultserie „Downtown Abbey“ wurde die Porzellanmarke weltbekannt, wird doch der von Schauspielerin Elisabeth Mc. Govern verkörperten Lady Cora Crowley jeden Morgen Tee in einem Herend-Service (Dekor Apponyi orange) serviert. Und auch Lady Di soll ein Rothschild-Service von Herend für ihre Hochzeitstafel ausgesucht haben!

Große Muschelschale aus der Porzellanmanufaktur Herend, 2. Hälfte 20. Jh., Dekor "Nanking Bouquet"

Meissner Porzellan - die älteste europäische Porzellanmanufaktur

Das Synonym für Meissner Porzellan ist wohl das blauweiße Zwiebelmuster, das spätestens seit den 1960er Jahren in keinem gehobenen Haushalt fehlen durfte. Im Gegensatz zu seiner Bezeichnung, enthält das Dekor keinerlei Zwiebeln, sondern der neben Pfirsich und Melone dargestellte, exotische Granatapfel wurde als Zwiebel interpretiert. Meissner Porzellan ist auch für seine besonders feine bunte Blumenmalerei geschätzt. Weniger bekannt ist, dass es in den 1960er Jahre, also in der Zeit des DDR-Regimes, zu einer radikalen Modernisierung des traditionellen Formenkanons kam, die von der „Gruppe künstlerische Entwicklung“, geleitet von Ludwig Zepner (1931 – 2010) vorangetrieben wurde. Die vielfach umgesetzten Vasen dieser Ära, überwiegend weiß glasiert mit plastisch strukturierten Oberflächen, erfreuen sich zunehmender Beliebtheit bei Porzellanfreunden.

Ovale Terrine mit Deckel und sitzendem Mädchen mit Füllhorn, Meissen um 1980

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