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Ein exklusiver Blick in Gottfried Kumpfs Atelier: Wie entstehen seine Bronzeskulpturen?

von Dorotheum Galerie · 12. November 2020

„Kunst ist ein wunderbarer Weg zur Freude" – dieses Motto stellt Gottfried Kumpf ins Zentrum seines künstlerischen Schaffens. Auch die drei neuen Bronzeskulpturen „Grey, der Esel", „Grey Junior" und „Pepito, der Glücksdrache", die er dieses Jahr exklusiv für die Dorotheum Galerie geschaffen hat, sind wahre Glücksbringer, bei deren Anblick einem warm ums Herz wird. Aber wie sieht der Entstehungsprozess einer Bronzefigur von Kumpf eigentlich aus? Wir durften das Geheimnis lüften und die Erschaffung einer Skulptur hautnah miterleben.

Die Gusstechnik der verlorenen Wachsform

Die Bronzefiguren von Gottfried Kumpf werden in einer uralten überlieferten Gusstechnik geschaffen. Archäologische Funde belegen, dass das Gussverfahren der verlorenen Wachsform bereits um 5.000 v. Chr. in Indien verwendet wurde. Unzählige Generationen der „Maestri del Fuoco“ praktizierten über Jahrtausende den verlorenen Wachsguss für Bronzen. Die Traditionen und Geheimnisse des Gießens wurden zunächst mündlich von Vater zu Sohn vererbt. Erst durch Benvenuto Cellini (1500 – 1571) wurde der Arbeitsprozess erstmals in schriftlicher Form dokumentiert und zwar anhand des Gusses seines Perseus. Benvenuto Cellini hat auch das berühmte Salzfass, die „Saliera“, für Franz I. geschaffen, das sich im Besitz des Kunsthistorischen Museums Wien befindet.

Der Entstehungsprozess einer Bronzefigur - Schritt für Schritt erklärt

Kumpf bei der Arbeit an Bronzefigur "Seehundbaby" in seinem Atelier

1. Das Modell

Gottfried Kumpf verwendet frischen, je nach Figurentypus entweder feinen oder groben Ton für das Modell. Der Ton muss den richtigen Feuchtigkeitsgehalt haben, denn ist er zu nass, fällt die Figur in sich zusammen, ist er zu trocken, kann sie nur schwer bearbeitet und nachgebessert werden.

Während des Arbeitens steht die halbfertige Skulptur auf einem Modellierstock und wird immer wieder in nasse Tücher eingehüllt, damit der Ton nicht austrocknen kann. Ist Gottfried Kumpf mit dem Tonmodell schließlich zufrieden, lässt er es langsam bei Zimmertemperatur trocknen. Die getrocknete Figur kann durch Glätten und Schleifen an der Oberfläche nachbearbeitet werden, größere Änderungen lässt das Material jedoch nicht mehr zu. Das fertige Tonmodell wird nach Bologna – in die traditionsreiche Gießerei Venturi Arte – gebracht. Nun können die Arbeiten für das Gussverfahren beginnen.

Der Wachsgießer gießt heißes Wachs in die Gipsform

2. Die Negativform aus Gips

In der Gießerei wird ein Plastilinbett vorbereitet. Die fertige Tonfigur kommt nun bis zur Hälfte in dieses Plastilinbett und wird mit flüssigem Silikon oder Kautschuk ausgegossen. Sobald das Silikon oder der Kautschuk fest geworden sind, wird die Tonfigur gedreht, und die andere Hälfte in ein zweites Plastilinbett mit dem flüssigen Silikon oder Kautschuk gebettet. Nach dem Trocknen wird das Tonmodell entfernt, und zwei Hohlformen der Figur sind in dem elastischen Material entstanden. Jede Form wird anschließend in ein leicht flüssiges Gipsbett gelegt und bei 35 Grad langsam getrocknet. Der Gips ist deswegen notwendig, um dem Silikon oder Kautschuk Stabilität zu geben.

Das Wachsmodell wird aus der Silikonform gelöst

3. Das Wachsmodell

Nach dem Trocknen der mit Silikon oder Kautschuk ausgekleideten Gipsformen werden die Hälften zusammengefügt und von außen zusammengebunden. Nun wird in das Innere der Form vorsichtig flüssiges Wachs mit einer Temperatur von 80°C gegossen. Anschließend wird das flüssige Wachs wieder herausgeleert. Wenn die Wachsschicht etwas ausgekühlt ist, wird neuerlich Wachs hineingegossen. Dieser Vorgang wird 3 Mal wiederholt, bis das Wachs eine etwa 5 Millimeter dicke Wand gebildet hat.

Nach dem Erkalten wird die Wachsform vorsichtig aus dem Gipsmodell herausgelöst. Das Wachs erlaubt es dem Künstler, die Form zu überarbeiten und eventuelle, kleine Fehler zu korrigieren. Danach folgt eine der wichtigsten Vorarbeiten für den Guss, nämlich die Montage der Gusskanäle. Sie ist deshalb so ungemein wichtig, damit die flüssige Bronze beim Guss in jede noch so kleine Fuge und Ritze rinnen kann. Dazu werden bis zu drei Stück Wachsmodelle als Probe mit Gusskanälen versehen. Nur die Version mit der exaktesten Position der Gusskanäle wird ausgewählt und als Vorlage für alle weiteren Wachsmodelle mit identisch montierten Gusskanälen genommen.

In Keramik und Sand getauchte Wachsmodelle mit Gusskanälen

4. Keramik

Die nächste Etappe besteht darin, das fertige Wachsmodell mit den angesetzten Gusskanälen in flüssige Keramik zu tauchen, in Sand zu wälzen und danach zu trocknen. Um einem möglichen Springen der Keramikform, wenn heißes Metall in sie gegossen wird, vorzubeugen, wird dieser Vorgang achtmal wiederholt. Die Gesamtdauer dieses Arbeitsschrittes beträgt rund 16 Stunden. Danach wird die Keramik bei 40 Grad in einem Trockner vorgetrocknet. Anschließend kommt sie in einen umweltgerechten Spezialtrockner, in dem das Wachs herausgeschmolzen bzw. -gepresst wird. Nun sind die Wachsreste aus dem Inneren der Keramik verschwunden und die Form kann weiterverarbeitet werden. Diesem Verfahren verdankt der „Guss in verlorener Wachsform“ seinen Namen!

Das flüssige Metall wird von zwei Gießern in die Keramikform gegossen

5. Brennen und Guss

Die wachsfreie Keramikform kommt in einen Trockenapparat und wird bei 800 Grad Hitze gebrannt. Sofort danach beginnt der Guss: Die auf 1.200°C erhitzte, flüssige Bronzelegierung wird in die heiße Keramikform gegossen. Wenn diese Vorgänge nicht in einem Arbeitsgang gemacht werden, zerspringt die Keramik bei der Berührung mit dem heißen Metall sofort. Die Legierung der Bronze besteht aus Kupfer und Zinn meistens im Verhältnis 4 : 1.

Rohform der Bronze mit Gusskanälen

6. Die Freilegung der Form

In der heißen Keramikform befindet sich nun die Bronze und muss langsam abkühlen. Ist die Keramik abgekühlt, wird sie zerstört, und die Bronzefigur im Rohzustand kommt zum Vorschein. Allerdings befinden sich in ihr noch die Gusskanäle und –nähte.

Rohguss

7. Überarbeitung und Patinierung

In der Ziselierwerkstatt werden die Gusskanäle abgeschnitten, ziseliert und auch die Gussnähte werden entfernt. Danach wird die fast fertige Skulptur in verschiedene Säurebäder getaucht, um die gewünschte Patina zu erhalten, und schließlich poliert. Manche Figuren werden zum Schutz auch farblos lackiert. Gottfried Kumpf ist bei sämtlichen Etappen anwesend, beurteilt die Qualität des Gusses und legt auch da und dort selbst Hand an. Erst wenn der Künstler mit allem einverstanden ist, kann die Auflage gegossen werden, und erst dann wird jede einzelne Skulptur bis zum vorab festgelegten Auflagenlimit fortlaufend nummeriert, signiert und mit der Punze der Gießerei versehen.

Die fertige Bronzeskulptur patiniert und poliert.

Jede einzelne Skulptur von Gottfried Kumpf entsteht auf Basis eines von ihm geschaffenen Modells und wird unter seiner Aufsicht in aufwändiger, althergebrachter Handarbeit gefertigt. Daher ist auch jede Skulptur ein Original.

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